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1. Theil 3 - S. 230

1880 - Stuttgart : Heitz
230 Neue Geschichte. 2. Periode. Deutschland. geschlossenen gesetzlich vorbehalten. Und für die östreichischen Erb-länder galt nicht einmal das Normaljahr.*) In politischer Beziehung sollte in Deutschland zwar die Oberhoheit des Kaisers und des Reiches fortbestehen, aber sämmtliche Reichsstände erhielten das Recht der Landeshoheit; sie dursten unter sich und mit Auswärtigen Bündnisse schließen. Die Niederlande und die Schweiz wurden als unabhängige Staaten anerkannt. Schweden bekam Vorpommern, die Insel Rügen und einen Theil des jetzigen Königreichs Hannover (die Bisthümer Bremen und Verden); Frankreich: den Elsaß**) und die Bestätigung des Besitzes von Metz, Toul und Verdun; Brandenburg: Hinterpommern, das Erzbisthum Magdeburg und die Bisthümer Minden, Halber-stadt und Camin. Die Rheinpfalz wurde dem Sohn Friedrichs V. zurückgegeben und für ihn eine achte Kurwürde errichtet, die Oberpfalz dagegen an den Kurfürsten von 93dient abgetreten. Da nun der furchtbare dreißigjährige Krieg vorüber war, so hätte man glauben sollen, daß auch der Papst darüber seine Freude hätte bezeigen müssen. Aber im Gegentheil erließ der heilige Vater der Gläubigen eine Bulle: „Daß er aus apostolischer Machtvollkommenheit diesen Frieden verdamme, vernichte und aufhebe." Und noch heute hat bei jeder Gelegenheit der Papst den westphälischen Frieden verdammt. Papst Urban Vii. hatte kurz vorher die berüchtigte Gründonnerstagsbulle (die am Gründonnerstag öffentlich verlesen wird) erneuert. Darin verflucht der Papst noch jetzt in jedem Jahre alle Lutheraner, Calvinisten und Zwiug-liauer, desgleichen alle ihre Beschützer und alle, welche ihm nicht Gehorsam leisten. 100. Sitten jener Zeit. Es ist nicht möglich, hier eine umständliche Schilderung des traurigen Zustandes des deutschen Reiches nach dem dreißigjährigen Kriege zu geben. Viele Städte und Dörfer waren nicht *) In Schlesien behielten nur die evangelischen Herzoge und die Stadt Breslau freie evangelische Religionsübung; in jeder der drei Städte Schweidnitz, Jauer und Glogau durften die Evangelischen eine Kirche erbauen, jedoch außerhalb der Stadtmauern. Diese drei Kirchen heißen daher Friedenskirchen. **) Für die Reichsstadt Straßburg aber und noch zehn andere Reichsstädte dieses Landes wurde die Verbindung mit dem deutschen Reiche und pieichsfreiheit vorbehalten.

2. Theil 3 - S. 7

1880 - Stuttgart : Heitz
Luther. Ablaßzettel. Tezel. 7 und erklärte, er sei noch gar nicht der Mann, dem eine solche Auszeichnung gebühre; und das alles nicht aus Ziererei, sondern aus reiner Bescheidenheit. Endlich mußte er doch nachgeben und wurde von nun an in Wittenberg gemeinhin der Doctor genannt. Nun war erst des Studirens kein Ende; denn er wollte doch seiner Würde auch Ehre machen, und mit emsigem Fleiße suchte er das nachzuholen, was er in seiner Jugend nicht hatte lernen können. Wäre das so geblieben, so würde er zwar immer ein tüchtiger Professor und Prediger geworden sein, aber nicht das Außerordentliche gewirkt haben, wozu ihn die göttliche Vorsehung bestimmt hatte. Aber ein Vorfall gab seinem Geiste plötzlich eine ganz neue Richtung. Ein Dominicanermönch, Namens Johann Tezel aus Leipzig, reiste damals in ganz Deutschland umher, um Ablaßzettel zu verkaufen, und kam damit bis Jüterbogk, vier Meilen von Wittenberg. Die Päpste hatten nämlich schon seit langer Zeit gelehrt, jeder Mensch müsse eigentlich für seine Sünden ewige Pein leiden; diese könnte ihm aber abgekürzt werden, wenn er schon hier auf Erden Buße dafür leide. Nur die Priester hätten das Recht, die Strafe aufzulegen oder zu erlassen, und wenn ein Mensch recht gute Werke gethan, d. i. zum Besten der Kirchen und Klöster Geld gezahlt hätte, so wären sie auch geneigt, ihm seine ewige Strafe abzukürzen und ihm vom Verdienste Jesu und der Heiligen einiges zuzuschreiben. Daher war bestimmt worden, daß gewisse Vergehungen mit Geld gebüßt, d. i. daß statt der für manche Sünden auferlegten Büßungen Geld bezahlt werden konnte. Das nannten sie Ablaß. Anfangs war dies Geld zu guten Zwecken angewendet worden; bald aber hatten schlechte Päpste es zur Vermehrung ihrer Einkünfte gebraucht. Es war dabei nur darauf abgesehen, den armen bethörten Leuten ihr Geld aus der Tasche zu locken. Schon im Jahre 1300 hatte der Papst Bonisaz Viii. bekannt gemacht, daß alle Christen, die in diesem Jahre nach Rom kämen und von ihm Ablaß kauften, ganz besonders gut daran thun würden; denn dieser Ablaß wäre kräftiger als jeder andere. Ein solches Jahr nannte man ein Jubel- oder Ablaßjahr; es sollte nur alle 100 Jahre vorkommen. Wirklich zog auch eine unglaubliche Menge nach Rom und kaufte den theueren Ablaß; der Papst hatte aber seinen Schatz gut gefüllt. Den folgenden Päpsten dauerte der Zeitraum von 100 Jahren zu lange; wenige konnten ja auch so ein fettes Jahr erleben, und so wurde denn alle 50,

3. Theil 3 - S. 138

1880 - Stuttgart : Heitz
138 Neue Geschichte, 1. Periode. Deutschland. Frieden in der Kirche wiederherstellte. Aber die Päpste fürchteten, daß ihrer Gewalt dadurch Abbruch geschehe, suchten daher Ausflüchte, und erst als es unvermeidlich schien, willigte der damals lebende Papst (Paul Iii.) in die Versammlung, suchte sie aber für sich gleich dadurch unschädlich zu machen, daß seine Legaten den Vorsitz einnahmen, daß er durchsetzte, daß nach Personen gestimmt werden sollte — aus Italien waren die meisten Bischöfe gekommen — und daß er ausdrücklich erklärte: es sollte nur über die Ausrottung der Ketzerei und über die Wiederherstellung des Kirchenfriedens verhandelt werden. Der Papst gab seinen Legaten die ausdrückliche Anweisung, alle Lehren und Gebräuche, die von den Protestanten verworfen waren, zu bestätigen, die „Rebellen" (gegen den Papst) durch Kirchenstrafen zu. bändigen, die Ketzerei auszurotten und die Völker unter den Gehorsam gegen den römischen Stuhl zurückzuführen. Und so siegte wirklich die päpstliche List über das Bestreben derjenigen Bischöfe, denen es mit der Verbesserung des Papismus ein Ernst war. Ihre Stimmen-drangen nicht durch; die italienischen Bischöfe, die ihren Vortheil bei der Erhaltung der bisherigen Hierarchie fanden, überstimmten jene, und durch die Beschlüsse des Concils wurden die bisher vereinzelten päpstlichen Verordnungen erst recht in ein Ganzes gebracht. Das Gebäude des römischen Katholicismus wurde dadurch vollendet, und daher kommt es, daß man sich bei allen Streitigkeiten über Lehren der römischen Kirche auf die Beschlüsse des tridentmischen Concils zu berufen pflegt. Von diesen Beschlüssen wollen wir nur einige herausheben: Neben der Bibel gilt auch jede mündliche Tradition, die sich in der Kirche erhalten hat. Die Stellen der Bibel haben nur den Sinn, den ihnen die Kirche und die Kirchenväter gegeben haben. Der Klerus ist ein von Gott eingesetzter und durch fortgehende göttliche Eingebung infallibler Stand, dem allein die kirchliche Gewalt zusteht. Die Bischöfe sollen schwören: dem Papste treu und gehorsam zu sein, die Rechte und die Gewalt des heiligen Stuhles zu erhalten, zu vermehren und gegen jedermann zu vertheidigen, alle Ketzer und dem Papste Ungehorsame aber nach allen Kräften zu verfolgen. Die sieben Sacramente theilen dem, an dem sie verrichtet werden, an und für sich eine göttliche Gnade mit. Bei dem Abendmahl wird durch die Weihung das Brot und der Wein in den Leib und das Blut Jesu verwandelt (Trans-snbstantiation) und daher muß die Hostie (Oblate) göttlich verehrt

4. Theil 3 - S. 86

1880 - Stuttgart : Heitz
86 Neue Geschichte. 1. Periode. England. zu nehmen, war die Erlaubniß des Papstes nöthig. Dieser hätte es wohl auch bewilligt, aber Katharina war Kaiser Karl V. Base, und der nahm sich ihrer daher an und drohte dem Papste, wenn er die Scheidung aussprechen würde. Geradezu wagte indessen der Papst nicht, dem Könige von England sein Gesuch abzuschlagen; er stellte sich daher, als wollte er die Sache erst untersuchen und hielt ihn damit an vier Jahre hin. Endlich riß dem leidenschaftlichen Heinrich die Geduld. Er brach die Unterhandlungen mit dem Papste ganz ab, und da ein kluger Geistlicher (der Erzbischof von Eanterbury, Craumer) auf den Einfall kam: der König könne ja bei den Universitäten sich Raths erholen, ob es Unrecht sei, sich von Katharina zu scheiden und die Anna Boleyn zu heirathen, so ergriff er diesen Rath geschwind. Zu seiner großen Freude sprachen auch die Universitäten ganz so, wie er gewünscht hatte. Sie erklärten die Ehe mit Katharina für unrechtmäßig und die mit jeder andern für erlaubt. Katharina weinte bittere Thränen und beschwor ihren Gemahl bei der ihm nun 20 Jahre lang bewiesenen Treue, sie doch nicht zu verstoßen. Aber Heinrich war unerbittlich, und so erhielt sie die Weisung, sich nach einem der königlichen Lustschlösser zu begeben, wo sie vier Jahre später gestorben ist. Heinrich heirathete gleich nach Katharina's Verstoßung die Anna Boleyn und fühlte sich überaus glücklich. Aber auf den Papst war er so erbittert, daß er sich von der römischen Kirche nun ganz lossagte, worauf der Papst ihn nach Rom citirte und ihn, da er nicht erschien, in den Bann that, seine Unterthanen von ihrem Eide lossprach und England dem rechtgläubigen Könige von Schottland gab. (!) Vielleicht hätte Heinrich die lutherische Lehre, die in England viele Anhänger gefunden hatte, angenommen; aber Luther hatte ihm früherhin einmal einen derben Brief geschrieben, und das konnte er ihm nicht vergessen. Er schrieb daher nach seinen eigenen Gedanken ein Lehrbuch des christlichen Glaubeno und verlangte, daß alle Unterthanen sechs von ihm aufgestellte Artikel, die er für unerläßlich erklärte, und die zwar, meist mit der römischen Lehre übereinstimmten, aber den Papst verwarfen, annehmen sollten. Viele Katholiken sowohl als Lutheraner, die sich nicht entschließen konnten, ihren ihnen einmal lieb gewordenen Glauben sogleich aufzugeben, wurden grausam hingerichtet und durchs ganze Land rauchten die Scheiterhaufen. Unter den Opfern der Glaubenstreue war der berühmte Kanzler Thomas Morus (weil er die Suprenraüe des Königs verwarf), der schon oben bei

5. Theil 3 - S. 380

1880 - Stuttgart : Heitz
380 Neue Geschichte. 3. Periode. Oestreich. Taschenuhren, welche hatten sollen eingeschwärzt werden, öffentlich zertrümmern, und ein ander Mal für mehr als 15,000 Gulden Waaren öffentlich verbrennen. Bisher hatte niemand eine Schrift dürfen drucken lassen, ohne daß sie censirt wurde, und dabei war alles unterdrückt worden, was irgend auf die Regierung Bezug hatte. Diese Beschränkung hob Joseph sogleich auf und erklärte ausdrücklich: „Beurtheilungen, wenn sie keine Schmähschriften sind, sie mögen den Landesfürsten oder den Untersten betreffen, sind nicht zu verbieten!" Den Lutheranern und Neformirten erlaubte er freie Uebung ihrer Religion und die Erbauung von Bethäusern; auch versprach er ihnen Beförderungen zu Aemtern ohne Rücksicht auf ihren Glauben. Die Leibeigenschaft der Bauern wurde ganz aufgehoben. Schon in den ersten Monaten seiner Regierung schritt er dazu, die große Menge von Klöstern zu vermindern und die darin unthätig lebenden Menschen der Welt wiederzugeben. Zuerst verbot er den Mönchen und Nonnen jeden Zusammenhang mit auswärtigen Ordenshäusern und die Geldsendungen nach Rom; dann sollte kein päpstlicher Befehl eher gelten, bis der Kaiser ihn bestätigt habe; zuletzt ließ er von 1443 Mönchs- und 602 Nonnenklöstern nur 700 bestehen und entließ 36,000 Mönche und Nonnen mit einer kleinen Pension, worin freilich einige Härte lag, weil manche derselben schon alt und der Arbeit entwöhnt waren. Der Papst Pius Vi. konnte dergleichen nicht mit gleichgültigen Augen ansehen und beschloß (1782) selbst nach Wien zu reisen, um den Kaiser auf andere Gedanken zu bringen. Aber der kannte er ihn schlecht. Nicht nachzugeben, war Joseph fest entschlossen. Uebrigens erwies er dem Papste die größte äußere Ehre. Er reiste ihm sechs Meilen weit entgegen, nahm ihn in seinen Wagen und führte ihn selbst, unter Zulauf einer ungeheuern Volksmenge, welcher Pius Vi. links und rechts den Segen ertheilte, in Wien ein. Hier wurde dem Papste in der Hofburg eine Wohnung angewiesen, damit man ihn immer unter den Augen behielte. Allen Geistlichen war streng verboten, sich mit irgend einem Gesuche an den Papst zu wenden. Nur eine Thüre führte zu den Zimmern des Papstes, und diese wurde Tag und Nacht von den kaiserlichen Bedienten scharf bewacht, daß niemand ohne Erlaubniß des Kaisers sich zu ihm schleichen konnte. Selbst wenn er ausging, wurde er von zahlreichen kaiserlichen Hofbedienten begleitet, und als er bei einer Unterredung mit Joseph von dessen Neuerungen zu sprechen anfing, brach dieser gleich

6. Theil 4 - S. 226

1880 - Stuttgart : Heitz
226 Neueste Geschichte. 3. Periode. Italien. Ungarn. Franzosen stellten nun in Rom die alte Ordnung her, und selbst die politischen Freiheiten, welche Pius früher gewährt hatte, wurden jetzt wieder aufgehoben. Der Papst selbst kehrte erst im April 1850 von Gaeta nach Rom zurück, und hat sein früh eres Vertrauen zum Volke und seine erste Geneigtheit zu liberalen Reformen von da ab nicht mehr gezeigt. Die französische Besatzung blieb zu seinem Schutze in Rom. Auch der Großherzog Leopold von Toscana, ein milder, freisinniger Fürst, hatte im Februar 1849 einer demokratischen Erhebung weichen müssen, wurde jedoch bald daraus (April) durch eine Gegenrevolution zurückgeführt. Die Herzoge von Modena und Parma, welche gleichfalls aus ihren Staaten vertrieben wurden, kehrten erst mit Hülfe der Oestreichs zurück, nachdem diese die revolutionäre Erhebung in Oberitalien unterdrückt hatten. Dort, in Oberitalien, war es nämlich zu den bedeutendsten Ereignissen gekommen. Karl Albert von Sardinien hatte nach seiner Thronbesteigung die revolutionäre Bewegung zwar energisch unterdrückt, hatte sich aber der Vorherrschaft Oestreichs in Italien niemals zugeneigt. Er hatte, als ihm die Zeit gekommen schien, manche Verbesserungen in seinem Lande eingeführt und bereitete sich auf den Augenblick vor, wo er, wenn auch zunächst nur aus dynastischem Interesse, an die Spitze einer nationalen Bewegung würde treten können. Als nun in Mailand am 18. März 1848 der Ausstand ausbrach und die östreichische Besatzung unter Radetzky vertrieben wurde, überschritt Karl Albert mit seinem Heere die östreichische Grenze ohne Kriegserklärung und erklärte sich zum Befreier Italiens. Mit ihm verbanden sich einige taufend Mann italienische Freiwillige. Bald aber rückte der greise Marschall Radetzky mit gesammelter Truppenmacht heran, besiegte Karl Albert bei Cnstozza n. s. w. und eroberte Mailand wieder (6. August). Karl Albert erbat einen Waffenstillstand; aber von den Radicalen auf alle Weise geschmäht und von ihrer steigenden Gewalt mit fortgerissen, erneuerte er den Kampf mit einem großen fardinifchen Heere, welches jedoch bei Novara von Radetzky vollständig geschlagen wurde (24. März 1849). Karl Albert entsagte nun dem Throne zu Gunsten seines Sohnes Victor Emanuel, floh ans Sardinien und starb bald darauf in Portugal. Sein Nachfolger schloß mit Radetzky einen Waffenstillstand und unterdrückte einen deshalb in Genua entstandenen Aufruhr. Jiz Brescia wurde gleichfalls ein Aufstand

7. Theil 4 - S. 185

1880 - Stuttgart : Heitz
* Friedrich Wilhelm Iii. 185 in Verbindung mit einem Theil der belgischen und der französischen Geistlichkeit. Der Widerstand des Erzbischofs Droste fand in einem andern Theil Preußens Nachahmung. Der Erzbischof von Posen und Gnesen, Dunin, schärfte seiner Geistlichkeit im Jahre 1838 dasselbe Verfahren in Bezug auf die gemischten Ehen ein. Die preußische Regierung wandte zuerst alle Langmuth und Milde an, um den Prälaten von seiner Verirrung zurückzubringen; man berief ihn sogar nach Berlin, um ihn hier durch dringende Vorstellungen zu einer milderen Auffassung seiner Pflichten zu bringen; da jedoch alle derartige Versuche vergeblich blieben, so . wurde er von seinem Amt suspendirt und erhielt den Befehl, in Berlin zu bleiben. Er glaubte jedoch, wie Droste zu Vifchering, der weltlichen Macht in Angelegenheiten seines Amts keinen Gehorsam schuldig zu sein, entwich heimlich aus Berlin und trat wieder in seinem Sprengel als Bischof auf. Nun schritt aber die Regierung mit Strepge ein, ließ ihn festnehmen und nach der Festung Colberg bringen. In ganz Posen, wo bei den Einwohnern polnischer Nationalität das katholische Interesse lange Zeit hindurch mit dem Hang zu politischer Opposition eng verknüpft war, entstand eine große Aufregung über diesen Schritt; es wurde allgemeine Kirchentrauer gehalten, die Orgeln und Glocken verstummten n. s. w. — Erst nach der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms Iv. wurde der Streit über die gemischten Ehen vorläufig beigelegt. Dunin wurde in Folge einer freilich etwas zweideutigen Erklärung wieder eingesetzt und kehrte unter allgemeinen Freudenbezeigungen nach Posen zurück. Auch der Erzbischof Droste wurde seiner Haft entlassen; nach einer mit ihm und dem römischen Stuhl getroffenen Uebereinkunft kehrte derselbe jedoch nicht auf seinen Bischofsitz zurück, welcher dem bisherigen Eoadjutor Geißel zufiel. Die letzten Regierungsjahre Friedrich Wilhelms Iii. wurden noch durch eine wichtige Handlung bezeichnet, welche dem Handel in Preußen und fast in ganz Deutschland einen neuen Aufschwung gab, und das Streben nach deutscher Einigung wenigstens in einer Beziehung förderte: Preußen schloß nämlich mit dem größten Theil der kleineren deutschen Staaten einen Zollverein ab, durch welchen die Schranken, die den Handel und Verkehr derselben getrennt hatten, beseitigt wurden und ein einziges Handelsgebiet entstand. Am zweiten Pfingsttag, 7. Juni 1840, ging Friedrich Wil-

8. Theil 4 - S. 197

1880 - Stuttgart : Heitz
Gregor Xvi. Pius Ix. 197 die Keime äußerer Wohlfahrt und einer gewissen äußern Cultur auf alle Weise zu pflegen, und Gewerbfleiß und Fabrikation nach Möglichkeit zu fördern. Die große Macht, über welche der Czar mit völliger Unumschränktheit gebot, wendete er aber vorzugsweise zur Erweiterung des Einflusses nach außen an, wozu andererseits die ausgezeichnete diplomatische Kunst des russischen Hofes das ihrige beitrug. So war durch den Tractat von Ttnkiar Skelessi (1833) die Türkei eng mit dem russischen Interesse verknüpft worden. Die Donaufürsteuthümer Moldau und Walachei waren zinspflichtige Fürstenthümer unter Hospodaren geworden, deren Wahl ganz unter russischem Einfluß stand. Die Perser wurden von den Russen mit Glück bekriegt und zwei ihrer Provinzen zum russischen Reiche geschlagen, wogegen mit dem durch englischen Einfluß aufgeregten Bergvolke der Tscherkessen der Kampf mit wechselndem Glück geführt ward. In Italien war am 1. Juni 1846 der alte, schwache Gregor Xvi. gestorben, und an seine Stelle wurde unter französischem Einfluß der Cardinal Mastai Ferretti gewählt, welcher den Namen Pius Ix. annahm. Nach eigner Neigung und auf den Rath der französischen Regierung, besonders des Gesandten Grafen Rossi, betrat der neue Papst die Bahn der Reform in der Verwaltung. Er führte mannigfache Ersparnisse ein, gab der Presse mehr freien Spielraum, genehmigte den Bau von Eisenbahnen, eröffnete den bis dahin von allen höheren Aemtern ausgeschlossenen Laien den Zugang zu denselben, berief Männer des öffentlichen Vertrauens in seinen Rath, gab der Stadt Rom eine freie Mnni-cipalverfassung und erweckte so^ar Hoffnungen zur Herbeiführung eines italienischen Staatenbundes. Natürlich erweckten diese Neuerungen den größten Enthusiasmus, durch ganz Italien erscholl der Jubelruf: »Evviva Pio nono!« und das Volk gab sich zuerst ohne Rückhalt der Leitung des gefeierten Kirchenfürsten hin; nur die alte Regierungspartei, gestützt auf den Einfluß Oestreichs, hielt mit ihren Bedenken und ihrem Widerspruch gegen das kühne Beginnen des Papstes nicht zurück. Derselbe umgab sich jedoch vertrauensvoll mit einer neu berufenen Bürgerwehr und ahnte fo wenig, wie seine zahlreichen Bewunderer in ganz Europa, bis zu. welchem Abgrunde ihn der Freiheitstaumel des seit langen Jahren zum ersten Mal entfesselten Volks führen würde. Aber es währte nicht lange, da stiegen schon Wolken an dem Horizont der neu gewährten Freiheit auf. Der Papst hatte von

9. Theil 4 - S. 314

1880 - Stuttgart : Heitz
314 Neueste Geschichte. 3. Periode. Revolution in der Romagna sei von Sardinien und Frankreich angezettelt. Wenn Napoleon von ihm die Abtretung einiger Provinzen verlange, um die Revolution zu ersticken, so sei die Frage, wie viel Provinzen wohl Frankreich abzutreten haben würde, da in Frankreich die Revolution gar nicht aufhöre." Auch ein eigenhändiges Schreiben Napoleons war ohne Wirkung; Pins Ix. lehnte die verlangte freiwillige Abtretung der abgefallenen Provinzen ab. In einer Encrmka an alle Bischöfe aber erklärte der Papst, „daß er die Legationen nicht abtreten und auf die weltliche Herrschaft nicht verzichten könne, weil sie nicht sein Eigenthum, sondern das der Kirche seien!" Als dann dennoch geschah, was zu erwarten war, und im März 1860 die Bevölkerungen von Toscana, Modena, Parma und der Romagna durch Plebiscit ihren Anschluß an Sardinien erklärten; als Victor Emanuel die Annexion dieser Provinzen feierlich annahm; da that Pins Ix. am 26. März alle Urheber und Teilnehmer dieser Eingriffe in die Rechte der päpstlichen Staaten in den Bann. Inzwischen waren in Zürich die Unterhandlungen eröffnet worden, welche zum definitiven Abschluß des Friedens führten (10. Nov. 1859). Den Präliminarien von Villafranca gemäß, entsagte Oestreich der Lombardei, welche Frankreich empfing und an Sardinien abtrat. Oestreich und Frankreich verpflichteten sich, die italienische Konföderation zu fördern, behielten dem Großherzog von Toscana und den Herzögen von Modena und Parma ihr Recht vor und verpflichteten sich, den h. Vater um Reformen im Kirchenstaate anzugehen. Mehr Interesse als dieser Friedensschluß, von welchem theils schon zur Zeit seiner Unterzeichnung, theils durch die bald folgenden Ereignisse nur noch die Vereinigung der Lombardei mit Sardinien Wahrheit und Wirklichkeit war, erregte die allmählich in die Öffentlichkeit dringende Kunde von einer beabsichtigten Territorialabtretung Sardiniens an Frankreich, welches sich dieselbe wahrscheinlich schon vor dem Kriege bedungen hatte, obwohl der französischen Eitelkeit mit der Phrase geschmeichelt worden war: Frankreich allein sei im Stande, um einer Idee willen Krieg zu führen. Napoleon erklärte, da Sardinien durch die neuen Erwerbungen ein mächtiger Staat am Fuße der Alpen geworden sei, so müsse er Rücksicht aus die Zukunft nehmen und die Abtretung Savoyens und der Grafschaft Nizza an Frankreich fordern. Die

10. Theil 4 - S. 400

1880 - Stuttgart : Heitz
400 Neueste Geschichte. 3. Periode. griffe feindlicher Indianer zurückzuweisen. In solchen Gegenden waren die Arbeiter mit der Büchse und dem Fernrohr bewaffnet. Trotz dieser Hindernisse kamen die Baulinien unaufhaltsam einander näher, die Leistungen stiegen, je weiter man zur Vollendung vorrückte, zu einem wahren Wetteifer, und am 10. Mai 1869 erreichten beide Bahnstrecken ihren Vereinigungspunkt. Er lag unfern des großen Salzsees, nördlich von der schimmernden Wasserfläche. Die Directoren und die Präsidenten beider Bahnen und mehrere tausend Zuschauer hatten sich zur Feier des Zusammenschlusses eingefunden; mit einem silbernen Hammer wurde die letzte Schiene mit gotimen und silbernen Nägeln befestigt. Im Moment dieser Vollendung trug der Telegraph die Nachricht davon nach San Francisco, wie nach New-Jork, Chicago, Boston, New-Orleans, und in allen diesen Städten wurde das Ereigniß auf erhebende Weise gefeiert. Die Wichtigkeit desselben berührt aber nicht den Osten und Westen des nordamerikanischen Continents allein, auch Europa und das östliche Asien sind durch diesen großartigen Schienenweg aufs neue einander näher gerückt worden. — 158. Das ökumenische Concil in Rom und das Ende des Kirchenstaates. Völlig verschieden von der lebensvollen Frische der Bestrebungen und Arbeiten, auf welche wir so eben unsern Blick gelenkt hatten, ist diejenige Partei unserer Zeitgeschichte, zu welcher wir in diesem Abschnitte gelangen. Das ökumenische Concil in Rom und die durch dasselbe festgestellte Unfehlbarkeit des Papstes sollten ihrer Natur nach im höchsten Sinne dem idealen Gebiete angehören, sie find aber in ihrer geschichtlichen Erscheinung ganz und gar hinter dem Idealen zurückgeblieben, denn das Ziel überstieg nicht nur die der menschlichen Natur bestimmte Grenze, sondern auch diejenige, welche die geordneten Gewalten der Erde und die ehrwürdigen Errungenschaften der Menschheit gestatten dürfen. Ob die höchste Autorität in Glaubenssachen, die Unfehlbarkeit der kirchlichen Lehre, den Entscheidungen der allgemeinen Kirchenversammlungen, oder den Aussprüchen des Papstes in Rom beiwohne, war eine bisher noch nicht zur Entscheidung gekommene Frage. Papst Pins Ix. hegte den Gedanken, diese Lücke in der Kirchenverfassung durch ein Dogma zu schließen. Er liebte es, große Versammlungen von Bischöfen und Klerikern um sich zu
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